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Andreas Woyke

Andreas Woyke (Foto: Christian Jungwirth)  

Andreas Woyke (DE/AT) – 127/2/2 Byroad

Andreas Woyke über sein piano piece „127/2/2 Byroad“:

„127/2/2 Byroad basiert auf einer persönlichen Hörerfahrung des 2. Satzes von Beethovens spätem Streichquartett op. 127. Die einleitenden 2 Takte dieses Werkes gehören für mich zu den mystischsten Momenten in Beethovens Musik. Sie bestehen aus einem flüsternd leisen, langsam von unten nach oben aufgeschichtetem Es-Dur-Septakkord, dem die Terz fehlt und der stattdessen die Sept verdoppelt.
Der schwebende Moment dieses liegenden Akkordes, bevor das lyrische Hauptthema in As-Dur einsetzt, inspirierte mich zu einer „Nebenstraße“ in die Gegenwart – gleichsam einer Traumsequenz – in welcher sich dieser Akkord in weiter Lage zum Grundakkord verselbstständigt und mit einem baugleichen b-Moll-Septakkord alterniert, jedes zweite Mal unter Hinzunahme der Quart ‚es‘ (im Jazz die Tension 11).
Das Stück beginnt mit dem Originalzitat des Quartetts, welches als Tribut an das Original in den Saiten gezupft wird. Anschließend beginnt der Hauptteil mit einem kurzen, rhythmisch veränderten Teilzitat des Hauptthemas, bevor sich eine freie, wie improvisiert klingende melodische Linie über die beiden Begleitakkorde entwickelt. Zunächst ruhig, beginnt sie langsam Bewegung aufzunehmen und findet ihren Höhepunkt in schnellen, jazzbeeinflussten Skalen, bevor sie sich wieder beruhigt.
Am Ende löst sich alles, auch die Begleitakkorde, in Stille im Universum auf – dort, wo die Genialität und Zeitlosigkeit Beethovens Schaffens verewigt ist.“

„127/2/2 Byroad“ – Aufführungen:

11. September 2020 – Uraufführung– Kammermusiksaal Beethoven-Haus Bonn – Susanne Kessel, Klavier

Andreas Woyke (*1966)

Der deutsche Pianist konzertiert weltweit als Solist und Kammermusiker. Unter seinen Auftrittsorten befinden sich grosse Konzerthäuser wie Townhall New York, Sala Sao Paulo, Pretoria State Theatre, Oriental Arts Center Shanghai, Musikverein und Konzerthaus Wien oder die Philharmonien München und Köln. Seine Soloauftritte unter wichtigen Dirigenten wie Joao Carlos Martins, Kazushi Ono oder Gerard Korsten hat ihn ebenso geprägt wie gemeinsame Projekte mit namhaften KünstlerInnen wie Christa Ludwig, Julia Stemberger, Cornelius Obonya, Mercedes Echerer u.v.m. Als Kammermusiker arbeitet er vorwiegend im Duo mit dem Cellisten Friedrich Kleinhapl zusammen. Woyke überschreitet stilistische Grenzen und ist stetig auf Suche nach unkonventionellen Wegen. Als Improvisator arbeitet er mit Malern zusammen und begleitet Stummfilme. Inspiration dafür schöpft er neben Jazz z.B. aus zeitgenössischer Musik, Rock, Fusion-Funk oder Trance. Auf seinen Solo-CDs „Braiding Bach“ und „Braiding Chopin“ setzt er seine jazzbeeinflussten Kompositionen in dynamischen Kontrast zu jenen der Komponisten. Sein Solo-Album „Festas Suramericanas“ so wie einige Einspielungen gemeinsam mit Kleinhapl wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Neben seiner Konzerttätigeit unterrichtet Andreas Woyke Kammermusik an der Kunstuni Graz. Auf seinen Welt-Tourneen gibt er regelmässig Meisterkurse für Studierende.

Website Andreas Woyke