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Gerhard Staebler

Gerhard Staebler (Foto: Susanne Diesner)  

Gerhard Staebler (DE) – Schwarzer Wind

Gerhard Staebler über „Schwarzer Wind“:

„Genaues wissen wir nicht, wie er – Beethoven – tatsächlich lebte, fühlte, wahrnahm … Aber aus seiner Musik und den Texten, die er dazu wählte, erfahren wir, dass er sich Regeln schuf, um die Regeln zu brechen, dass er menschliche, gesellschaftliche und politische Abgründe kannte und Anderes, Besseres erahnte, wünschte, danach drängte … Jedenfalls war er jemand, der Fragen stellte.

Inspririert von Ivan Golls Gedicht „Irgendwo blüht das bittere Gewürz – Riechst du? / Irgendwo hockt der blinde Vogel – Siehst du? / Irgendwo weht der schwarze Wind – Hörst du? / Irgendwo starrt der eisige Schatten – Weisst du?“ greift die Komposition SCHWARZER WIND diese Fragen auf und lädt die/den Spielerin ein, durch die Umsetzung eines artifiziellen „QR-Codes mit Beethoven“ in kompakter Zeit die Grenzen physischer und mentaler Fähigkeiten auszuloten, und damit die Zuhörer*innen, die Intensität extremer Geschwindigkeit und äußerster Ruhe sinnlich wahrzunehmen. Wenn sie möchten, können sie sich – anders als der schwerhörige Beethoven – Ihre „Hörwelt“ gleichzeitig auch frei gestalten, indem sie das, was erklingt, durch eigene „Filtereinstellungen“ an den Ohren verändern, es dämpfen, erodieren lassen, zuspitzen …“

„Schwarzer Wind“ – Aufführungen:

Gerhard Staebler (*1949)

Gerhard Stäblers Musik durchbricht vielfach den Rahmen des Konventionellen, indem er Elemente in seine Kompositionen mit einbezieht, die die herkömmliche Aufführungssituation (und damit eine übliche Publikumserwartung) weiten, sei es durch Gesten oder Bewegungen im Raum, sei es mittels Licht- und Duftgestaltung oder aktives Einbeziehen des Publikums: Immer kommt es ihm darauf an, die Phantasie anzuregen, Ohren und andere Sinne für neue, unerwartete Wahrnehmungs- und Denkvorgänge zu sensibilisieren.

Die ständige, vertiefende Zusammenarbeit mit Künstlern aus den Bereichen von Bildender Kunst, Video, Literatur und Tanz ist daher ein wesentliches Charakteristikum seines Schaffens.

Stäbler zählt zu den profiliertesten Komponisten seiner Generation: Ur- und Erstaufführungen fanden in der letzten Dekade u.a. in Argentinien, Deutschland, Großbritannien, Island, Japan, Korea, Norwegen, Polen, Portugal, in der Ukraine, in Uruguay und den USA statt. Im Februar 2015 wird mit großem Erfolg die Jugendoper Simon an der Norske Opera in Oslo uraufgeführt, die am 30. September 2018 auch am Landestheater Linz seine Österreichische Erstaufführung erlebt. 2017 folgen Kammermusik-, Musiktheater- und Orchesteruraufführungen in Würzburg („The Colour“, „Ausgebildete Farben“), Mitte Mai 2018 am Theater Ulm („Dahinströmen, singend“).

Im Frühjahr 2018 ist Stäbler in den USA, u.a. zu Konzerten und Vorträgen in Texas und Illinois und als Composer-in-Residence der Ragdale Foundation Chicago, im Herbst zu einer mehrwöchigen Konzert- und Vortragsreise in Südkorea, Norwegen und England. Neben Uraufführungen verschiedener Kammermusik- und Chorwerke (u.a. das zweite Streichquartett „– – ] erzählen …“) ist Gerhard Stäbler 2019 mit den Premieren HÖR·FLECKEN, einem groß besetzten Werk im U-Bahnhof Heumarkt und der Orchesterfassung von DEN MÜLLFAHRERN VON SAN FRANCISCO mit dem WDR-Orchester beim Festival Acht Brücken der Kölner Philharmonie vertreten.

2019 und 2020 verbringt er auf Einladung der Kunststiftung einige Monate in deren Künstlerresidenz in Istanbul. Im Mai 2015 erscheint mit Unterstützung der Kunststiftung NRW das erste, vom amerikanischen Musikwissenschaftlers Paul Attinello herausgegebene englisch-sprachige Buch live / the opposite / daring über die kompositorische Arbeit Gerhard Stäblers.

Website Gerhard Stäbler