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Jörg-Peter Mittmann

Jörg-Peter Mittmann (Foto: Christine Longère)  

Jörg-Peter Mittmann (DE) – Umwölkter Strahl (2019)

Jörg-Peter Mittmann über sein piano piece „Umwölkter Strahl“ (2019)

auf den Spuren von Beethovens Klaviersonate d-moll (op. 31 Nr. 2) für Klavier solo

„Beethoven beschreitet in seiner Klaviersonate d-moll einen Weg, der auf den Eintritt des Wortes in die Instrumentalmusik vorausweist, ein Schritt, den er dann in der 9. Sinfonie tatsächlich, wenn auch in konventioneller Aufgabenteilung, vollzogen hat. In der Sonate sind es rezitativische Passagen, die aus Klangwolken aufsteigend stimmliche Assoziationen voller dramatischer Affekte wecken, umso mehr als der Komponist einen literarischen Bezug zu Shakespeares The Tempest andeutet.

Der Moment des Hinzutretens der Stimme in reiner Instrumentalmusik ist für mich von großem Zauber, nicht zuletzt, weil er immer noch als Regelbruch empfunden wird. Ich verwende das vom Spieler gesprochene Wort in vielen Stücken, wenn man so will dem Strahl folgend, den Beethoven in die Musikwelt gesandt hat. Er freilich geht nicht über das stilisiert musikimmanente Gespräch hinaus. Selbst im letzten Streichquartett erscheinen die motivunterlegten Worte („Muß es sein? – Es muß sein!“) nur als Motto, nicht als reale Unterhaltung von „vier vernünftigen Leuten“. – Natürlich bleibt meine Spurensuche diesem absolut-musikalischen Ansatz treu. Aus dem Klavier klagt es, raunt und schreit, aber wortlos, gleich der Naturgewalt des Sturms.“

„Umwölkter Strahl“ – Aufführungen:

Jörg-Peter Mittmann (*1962)

Geboren 1962 in Minden erhielt er seine künstlerische Ausbildung an der Detmolder Musikhochschule in den Fächern Komposition, Theorie und Oboe u.a. bei Giselher Klebe, Helmut Winschermann und Gernot Schmalfuß.

Zugleich studierte er Philosophie und Geschichte, seit 1982 mit Unterstützung der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 1992 promovierte er in München mit einer Arbeit über den frühen Deutschen Idealismus. Es folgten Publikationen insbesondere zu den Themen Subjektivität, Sprachanalyse und Ästhetik; daneben stehen Vorträge und Seminare an verschiedenen Universitäten (u.a. Duisburg, Wuppertal, Bochum, München), eine langjährige Tätigkeit als Lehrer für Musiktheorie in der Musikhochschule Münster sowie die Teilnahme an Kongressen, vornehmlich zu Grenzfragen zwischen Musik und Philosophie.

1990 gehörte er zu den Gründern des Ensemble Horizonte, dessen konzeptionelle und künstlerische Leitung in seinen Händen liegt. In mittlerweile bis zu 40 Konzerten jährlich stellt das Ensemble zeitgenössische Musik, vorzugsweise unter thematischen Leitfäden und im Zusammenwirken mit Vertretern anderer Künste vor.

Jörg-Peter Mittmann erhielt verschiedene Preise und Auszeichnungen, zuletzt Kulturförderpreis des Kreises Herford 2000, Kompositionswettbewerb des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg 2001, Kulturpreis des Landesverbands Lippe 2002. 2014 erscheint eine Portrait-CD bei Wergo in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk und unterstützt von der Kunststiftung NRW.

Website Jörg-Peter Mittmann