KOMPONISTEN A-Z ->

Damir L. Sertić

Damir L. Sertić  

Damir L. Sertić (HR/DE) – „Ero[t]ica. Just read Shakespeare’s Tempest“

Damir L. Sertić über sein piano piece „Ero[t]ica. Just read Shakespeare’s Tempest“

„Beethoven beschreibt uns in seinen bahnbrechenden Tondichtungen sehr eingehend Momente der Glückseligkeit, Anmut, Heroik oder der triumphalen Euphorie sowie gegensätzlicher Extreme der Wut, Verzweiflung und Tragik über das Leben. Er bewegt sich oftmals in den friedvollsten und himmlischsten Sphären, um uns im nächsten Moment wieder in die Abgründe der Hölle mitzureißen. Kaum ein anderer Komponist schaffte es, seine Gefühle so konkret auszudrücken – wie in ewig währenden Marmor gemeißelt. Dabei nimmt die Qualität des Edlen in seiner Musik in solchem Maße Überhand, dass ein bestimmter Aspekt darin nur schwer, wenn überhaupt ausfindig zu machen ist, denn der der Erotik scheint in Beethovens Musik zumindest sehr verborgen zu sein. Man möge mich nach diesen Worten tadeln und gerne anders überzeugen, sie sind jedoch in keinster Weise als Kritik zu verstehen. Die Frage, wie „Erotik“ in Musik wohl zu definieren sein könnte, wird letzten Endes jeder für sich alleine beantworten müssen. Anlässlich Beethovens 250. Geburtstag ist es mir eine große Ehre, mit diesem Stück, für Klavier oder historischen Hammerflügel (welches insgeheim den Titel „Ero[t]ica“ trägt) einen hoffentlich wohlklingenden Denkanstoß hierüber gesetzt zu haben. Mit der offiziellen Betitelung zitiere ich Beethovens eigene Äußerung über den Schlüssel zu seiner „Sturmsonate“, deren 3. Satz für mich persönlich immer schon sein wohl erotischstes Stück darstellte, – diese drängende, unerbittlich fortwährende und doch zu zügelnde Sechzentelbewegung im 3/8-Takt mit ihren unerwarteten harmonischen Ausflügen und den häufigen dynamischen sub. p-Rückziehern … Für meine sphärische Hommage erlaubte ich mir lediglich die Motive des Kopfthemas in eigener Weise harmonisiert durcheinanderzuwürfeln, bis sie irgendwann in der richtigen Reihenfolge aneinandergereiht den Zuhörer das Phantom des Originals erahnen lassen. Hierbei legte ich Wert darauf, Beethovens Melodietöne original beizubehalten.“

„Ero[t]ica. Just read Shakespeare’s Tempest“ – Aufführungen:

6. September 2019 – Uraufführung – TASTE Klavierfestival Ebertplatz, Köln – Susanne Kessel, Klavier

9. September – Historisches Gemeindezentrum Bonn – Susanne Kessel, Klavier

Damir L. Sertić (*1977)

Damir L. Sertić, kroatischer Herkunft, in München geboren und aufgewachsen, erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von 5 Jahren. Er studierte in München bei Alla v. Buch, Vadim Suchanov, Gernot Sieber, später in Salzburg bei Alexej Lubimov und schloss 1998 sowohl das pädagogische als auch 2007 das künstlerische Studium als Pianist ab. Nebst pädagogischer und künstlerischer Tätigkeit nahm er im Anschluss an der Universität „Mozarteum“ das Doktorstudium auf und promovierte 2018 mit seiner Dissertation „Über den Zusammenhang von Gehörfähigkeit und Darbietungsleistung. Untersuchungen mit absolut- und relativhörenden Pianisten“.

Als Experte am Hammerklavier, spielt er in Salzburg häufig auf historischen Instrumenten, wie z.B. Mozarts eigenem Anton Walter Flügel aus Wien von 1781.

Als er seine Countertenor-Stimme und die Liebe zu alter Vokalmusik entdeckt, nimmt er Gesangsunterricht bei Catarina Lybeck und Monika Lenz. Damir L. Sertić konzertierte bisher in Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Slowakei, den USA, dem vereinigten Königreich, und in seiner Heimat, wo er sich beim internationalen Wettbewerb „Zagreb 2004“ als bester kroatischer Teilnehmer bewies. Sein Debut als klassischer Sänger gab er in der „Langen Nacht der Komponisten“ im „Solitär“ mit dem Werk „Musik daran die Welten hängen“ für Counter-Tenor, Streichquartett, Klavier und Schlagwerk von Wolfgang Roscher, (live übertragen vom ORF am 16.11.2007 auf „OE1“).

Neben seiner Tätigkeit als Pianist und Sänger widmet sich Damir L. Sertić mit Leidenschaft dem Komponieren wie auch dem Songschreiben. Zur Studienzeit am „Mozarteum“ kam er in die Gunst des Improvisations- und Harmonielehre-Unterrichts bei Alexander Mullenbach. Seine kompositorischen Vorbilder fand er in großen klassischen Meistern, insbesondere Prokoffiev, aber auch in Pop-Künstlern wie Björk, die ihm erlaubte, seine „Sechs Variationen für Klavier auf [ihre] ‚Overture’“ zu veröffentlichen. Neben klassischen Kompositionen (vorwiegend für Klavier), verwirklicht sich der Künstler zudem in eigenen Songs im alternatitv-elektronischen Musikstil. Seine erste Single zum Musikvideo „Stronger Forces“ ist November 2011 erschienen.