Jan Kopp (DE) – Ahnen
Jan Kopp über sein piano piece „Ahnen“:
„Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Musiksprache des frühen 19. Jahrhunderts sehr von der heutigen. Hört man aber genauer hin, dann ahnt man, wie viel vermeintlich Vergangenes im Gegenwärtigen mitschwingt. In seiner schöpferischen Unersättlichkeit hat Beethoven z.B. dem Klavier Spielfelder erschlossen, die heute noch aktuell sind. Mein Klavierstück Ahnen wagt den Doppelblick: Auf einem leicht veränderten Instrument höre ich einer Folge von vier Akkorden aus dem langsamen Satz der Appassionata nach. Dabei entfaltet sich ein musikalischer Verlauf durch die Tiefen und Höhen der Klaviatur, der die Kontur von Beethovens Andante con moto nachzeichnet, ohne je direkt zu zitieren. Nur am Ende, im Verklingen schon, scheint kurz die originale Schlusswendung auf, die hier jedoch ebenso wenig „schließt“, wie Beethovens Andante einen Abschluss findet. Wo in Beethovens Sonate nahtlos das große Finale folgt, mündet Ahnen in – Stille.“
Jan Kopp über Ludwig van Beethoven:
„Beethovens Werke erscheinen mir wie ein Substrat von Musik überhaupt. Nichts ist Floskel, jeder Takt ist originell und von gestaltendem Geist durchwirkt. Und doch verliert die Musik sich nicht im Detail, sondern hat immer einen großen Atem. Das verleiht ihr diese einzigartige Intensität.“
Piano piece „Ahnen“ – Aufführungen:
30. September 2017 – Uraufführung – Post Tower Lounge, Bonn – Susanne Kessel, Klavier
14. Januar 2018 – Klavierhaus Klavins, Bonn – Susanne Kessel, Klavier
4. Mai 2019 – Städtische Galerie Bad Wimpfen – Jan Marc Reichow, Klavier
21. Februar 2020 – Sophienkirche Wuppertal – Susanne Kessel, Klavier
16. Juni 2021 – Musikhochschule Detmold – Wonhee Cho, Klavier
Jan Kopp (*1971)
begann 1981 zu komponieren. 1987-91 war er Vorstudent bei Wolfgang Rihm. Danach studierte er Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität Heidelberg und Komposition bei Helmut Lachenmann und Marco Stroppa. Er lebt und arbeitet in Stuttgart als freischaffender Komponist, Publizist, Dramaturg und Pädagoge.
Sein Interesse gilt insbesondere der Vokal- und Kammermusik und dem Grenzbereich zwischen Musik, Sprache, Szene und bildender Kunst. Kompositorisch wie didaktisch widmet er sich zudem der Frage nach partizipativen Ansätzen in Neuer Musik. Seit 2002 leitet er Neue-Musik-Projekte mit Laien, u.a. als Dozent von „Jugend komponiert BW“. Seit 2016 unterrichtet er Kompositionspädagogik an der Musikhochschule Stuttgart. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet ihn u.a. mit dem KlangForum Heidelberg, dem Ensemble Phorminx und dem Countertenor Daniel Gloger.
Als Publizist schrieb er zahlreiche Beiträge für Rundfunksender und Fachzeitschriften. Gefördert wurde er durch die Studienstiftung des deutschen Volkes, die Kunststiftung Baden-Württemberg, die Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR, die Mozart-Stiftung Frankfurt/Main und die Liz-Mohn-Stiftung. 2010 hatte er eine Residenz im Kleinen Markgräflerhof Basel. Aufträge erteilten ihm u.a. das Siemens Arts Program, der SWR und die Staatsopern Berlin und Stuttgart.