Alois Bröder (DE) – ... con brio
Alois Bröder über sein piano piece „…con brio“:
„Ludwig van Beethovens c-Moll-Symphonie war, etwa 170 Jahre nach ihrer Vollendung, das Urerlebnis, welches mich nicht nur zur sogenannten „klassischen“ Musik gebracht hatte, sondern im eigentlichen Sinne zur Musik überhaupt. Bis heute, wo ich nun exakt in demselben Lebensalter stehe, in dem Beethoven starb, packt mich diese Komposition und insbesondere deren erster Satz mit seiner beispiellosen Dynamik und Ökonomie, seiner umwerfenden Wucht und Prägnanz, weshalb gerade dieses Stück für mich Vorwurf einer Klavierkomposition sein mußte, die sich mit Beethoven befaßt.
So verwendet „…con brio“ etliche Elemente eben dieses Kopfsatzes, etwa die beiden verschränkten fallenden Terzen, die einsame solistische Oboen-Melodie, die verknappte Überleitung der Hörner bzw. Fagotte oder die wegziehenden Nebenstimmen der Bläser kurz vor Schluß – wie auch scharfe Lautstärkekontraste, hämmernde Repetitionen und ein Bezogensein auf c-Moll überhaupt. Daraus entsteht jedoch, nicht zuletzt da ein rhythmisch Vorwärtsdrängendes lange Zeit fehlt, kein gewissermaßen Beethovensch Prozeßhaftes, sondern vielmehr ein eher Statisches – eine weitgehend ruhige, doch angespannte Musik meist suchenden Charakters, eingefaßt von korrespondierenden Adagio-Partien, gelegentlich aufgeschreckt von insistierenden Gesten und erst gen Ende in ein con brio mündend. Umkreisen von jetzt weichen Terzen, Durchscheinen schwebender Objekte, schattenhaft fremdartiges Auftreten von Symphoniemomenten in zerschlagener Reihenfolge.“
„… con brio“ – Aufführungen:
21. April 2018 – Uraufführung – Klavierhaus Klavins, Bonn – Susanne Kessel, Klavier
Alois Bröder (*1961)
Geboren in Darmstadt; 1982-86 Gitarrenstudium bei Olaf Van Gonnissen (Akademie für Tonkunst Darmstadt); 1983-85 private Kompositionsstudien bei Cord Meijering und Dietrich Boekle; 1985-89 Kompositionsstudium bei Toni Völker (Akademie für Tonkunst Darmstadt); 1993-95 Kompositionsstudien bei Manfred Trojahn (Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf); 1995-99 Studium der elektronischen Komposition bei Hans Ulrich Humpert (Hochschule für Musik Köln); 2000 Portrait-CD (Melisma Wiesbaden), 2008 CD „Kammermusik mit Gitarre“ (Dreyer.Gaido Münster); Auszeichnungen u.a. 1993 beim „Contest for orchestra works to commemorate the semicentennial of the Tokyo Metropolitan Government“ für Îsôt als blansche mains, 1998 (Stipendium für die Cité Internationale des Arts in Paris) und 2012 (Stipendium für das Deutsche Studienzentrum in Venedig); zahlreiche Aufführungen verschiedener Orchesterkompositionen, u.a. Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra, RTV Slovenija Symphony Orchestra Ljubljana, Radiophilharmonie Hannover des NDR, Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz; bis 2017 etwa 110 Kompositionen für verschiedenste instrumentale und vokale Besetzungen, darunter die Opern The Wives of the Dead (Theater Erfurt 2013) und Unverhofftes Wiedersehen (Mainfranken Theater Würzburg 2017, Landestheater Linz 2018).