Hans-Henning Ginzel (DE) – An die Hoffnung
Hans-Henning Ginzel über sein piano piece „An die Hoffnung“:
„Ludwig van Beethovens Streichquintett in C-Dur (WoO 62), besser bekannt als „Der letzte musikalische Gedanke Beethovens“ beschäftigte mich bei der Recherche und Vorarbeit für das hier vorliegenden Werk. Starke Bezüge zu dem lediglich als Fragment überlieferten Werk sind von mir beabsichtigt; zudem liegt meinem, dem Pianisten auch schauspielerischen Einsatz abverlangenden, Klavierstück eine fiktive Atmosphäre zugrunde:
Der Interpret/in verkörpert Beethoven, ein paar Monate vor seinem Tod über den Skizzen zum besagten Quintett sitzend und improvisierend auf seinem Klavier. Zerrissen und impulsiv, isoliert von der Gesellschaft aufgrund seiner Schwerhörigkeit, resigniert ob seiner unheilbaren Taubheit, geschwächt und bettlägerig durch eine Lungenentzündung, gleichzeitig aber voller Tatendrang – Beethoven hatte u.a. weitreichende Skizzen zu einer zehnten Sinfonie erarbeitet; es sind die stark konträren Gefühle des Komponisten, die seine Arbeit an dem neuen Werk bestimmen.
Zu Beginn schwankt der improvisierende Beethoven zwischen der majestätischen, hell und klar klingenden, Einleitung zum Quintett und einem bereits abgeschlossenes Projekt, seinem Klavierlied „An die Hoffnung“ (zweite Fassung, op. 94).
Meine Komposition ist so angelegt, dass sowohl die in meiner musikalischen Sprache dargestellten Inhalte als Kommentare zu Beethovens Musik verstanden werden können, wie im Umkehrschluss aber auch Beethovens Musik als Reflexion zu meiner Ästhetik. Immer wieder treffen beide Stile konträr aufeinander, verschmelzen aber am Ende mehr und mehr zu einem Ganzen. Alle, in meinem Werk vorkommenden, Beethoven-Zitate können der beigefügten Legende entnommen werden.
Um die stark narrative Ebene meines Stückes zu verdeutlichen habe ich dieser Komposition eine „szenische Anweisung“ beigefügt, welche den Pianisten als aktiven Part mit einbezieht, so dass er die eingangs beschriebene Szenerie im Moment der Aufführung auf der Bühne nacherlebt.
Als szenische Auseinandersetzung zwischen Überschwänglichkeit und Resignation soll mein Stück wie „ein weiterer (musikalischer) Gedanke zu Beethoven“ verstanden werden, angetrieben durch einen einzigen Gedanken – nämlich dem an die Hoffnung!“
„An die Hoffnung“ – Aufführungen:
30. August 2018 – Uraufführung – Klavierhaus Klavins, Bonn – Susanne Kessel, Klavier
Hans-Henning Ginzel (*1988)
Hans-Henning Ginzel (*1988) ist Komponist und Cellist.
In München studierte er Komposition bei Prof. Jan Müller-Wieland sowie aktuell bei Prof. Moritz Eggert (Master). Teilnahmen an Meisterkursen bei Wolfgang Rihm, Hans Zender und Jörg Widmann folgten.
Ginzel wurde vielfach international ausgezeichnet, u.a. erhielt er den 1. Preis des Harald-Genzmer-Kompositionswettbewerbes. Ginzel wird bei C.F. Peters sowie M Music Publishing verlegt und ist künstl. Leiter der Konzertreihe #Listen#Out. Als Teilnehmer bei Festivals wie z.B. EVIMUS, Grafenegg, Festival der Hugo-Wolf-Akademie, aDevantgarde, Weidener-Max-Reger-Tage u.a. wird er auch international aufgeführt.
Als Komponist und Cellist arbeitete er mit Steve Reich, dem Arditti Quartett, dem Pluralensemble, Michaela Haslam, dem Ensemble Avantgarde und Markus Wolf zusammen. Bedeutende Interpreten haben seine Musik (ur)aufgeführt; u.a. das Tonkünstlerorchester Niederösterreich, Wolfgang Meyer, Steffen Schleiermacher, Ensemble Oktopus, Michael Hartmann, Holger Falk, Markus Bellheim und das Carmina Quartett.
2016 schrieb Ginzel die Musik zum Dokumentarfilm „Putins geheimes Netzwerk“ (ZDF-frontal21) welche mit der Nominierung für den Besten Dokumentarfilm beim dt. Fernsehpreis bedacht wurde. Seine Werke wurden u.a. bei BR Klassik, DRadio, ORF sowie SWR gesendet. Seine CDs wurden u.a. bei klassik-heute mit der Höchstbewertung und als CD-Tipp der Woche ausgezeichnet. Schwerpunkte seines Schaffens liegen in der Kammermusik, in Orchesterwerken, in der elektroakustischen Musik, in interdisziplinären Projekten sowie in der Musik für Film und TV.
Als Cellist gewann Ginzel mehrere Instrumentalwettbewerbe und erhielt zahlreiche Stipendien und Förderpreise, u.a. von der LH München. Sein Studium bei Prof. Helmar Stiehler in München sowie bei Prof. Iagoba Fanlo in Madrid schloss er in Diplom – und Masterabschlüssen mit Bestnoten (1,0) ab. Als Gründer und Mitglied des Arcis Cello Quartetts, Cellist des Ensembles Breakout sowie des Ensembles GinzelDuello konzertiert Ginzel national wie international. Er hat sich auch insbesondere als Interpret für zeitgenössische Musik als Solist und Kammermusikpartner einen Namen gemacht. Sein Debüt als Solist gab er sechzehnjährig Der intern. Release (Sony Classical, Naxos) der CD „GinzelDuello“ findet im Okt. 2017 beim Label „solo musica“ statt.
Ginzel wird derzeit als Solist und Kammermusikpartner von der Münchner Agentur Königsweg betreut.