Nicolaus A. Huber (DE) – Ludwigs Lust
Nicolaus A. Huber about “Ludwigs Lust”:
“Ganz anders als Subjekt-Altgroßmeister Carl Philipp Emanuel Bach benützte Beethoven kein mp, kein mf. Selbst die schon vorhandenen Randlautstärken wie ppp und fff findet man nur äußerst selten: ppp z.B. nur im Schlusstakt deslangsamen Satzes von op. 106 und einmal in der Pauke im Finale der 9. Sinfonie, fff nurzum Ende der 7. Sinfonie hin. Dafür groß auskomponierte crescendo-Überleitungen, oder „espressivo semplice“, „dolce“ oder „mit der innigsten Empfindung“ (op. 101).
Die revolutionäre Zeit nach 1789 präzisierte Beethoven mit bestechlich eindeutigen Lautstärken: pp p f ff sowie: sf fp sfp / una corda, tutte le corde. Mit diesen Lautstärken (4+2), die ja weit hinter die seriellen Lautstärkdifferenzierungen zurückfallen habe ich mein kleines Stück gearbeitet und dabei ein Tonhöhenmaterial gewählt, das seit Jahrzehnten zu meinem inneren Beethoven-Schatz gehört.
Lautstärken sind kein „Ding an sich“, sondern Verhalten zwischen den Menschen. Als solches jedoch vielfältig und ein Reichtum besonderer Art. Denken Sie ein dreigestrichenes fis, im fff, bei Beethoven piu f, als Drohne: wo könnte das gesellschaftlich sinnvoll hin bewegt werden?”
“Ludwigs Lust” – in concert:
21st June 2020 – world premiere – Stadthalle Kleve – Susanne Kessel, piano
Nicolaus A. Huber (1939*)
1939 am 15. Dezember in Passau geboren
1956 erstes öffentliches Auftreten als Komponist und Organist
1958-1962 Studium an der Musikhochschule München: Klavier (bei Oscar Koebel)und Schulmusik
1962/63 Kompositionsstudium in München bei Franz Xaver Lehner
1962-1964 Referendar im Schuldienst
1964-1967 Fortführung des Kompositionsstudiums bei Günter Bialas
1965/66 Arbeit im elektronischen Studio München mit Josef Anton Riedl
1967 Kompositionskurs bei Karlheinz Stockhausen in Darmstadt (“Ensemble”)
1967/68 Kompositionsstudium bei Luigi Nono in Venedig
1969 Kulturpreis für Musik der Stadt München, Dozent für Theorie und Analyse an der Folkwang-Hochschule Essen
1969-1971 Mitwirkender im Ensemble Josef Anton Riedl
1970 Darmstädter Kompositionspreis
1971 Stipendiat der Cité Internationale des Arts, Paris
1971-1974 Vizepräsident der GNM
1974-2004 Professor für Komposition an der Folkwang-Hochschule Essen
1975-1980 Zusammenarbeit mit Peter Maiwald und einer freien Theatergruppe: Tourneen mit politischen Revueprogrammen durch die Bundesrepublik, Auftritte bei Großveranstaltungen, in Kneipen und Zelten
1976 Entwicklung der konzeptionellen “Rhythmuskomposition”
1988 Dozent bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik Berliner Förderungspreis Musik Einführung der “shrugs” in die Musik (im Orchesterwerk “Go ahead”)
seit 1992/93 Mitglied der Akademien der Künste in Berlin und Leipzig
2007 “Gerda und Günter Bialas-Preis” der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
seit 2019 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Resonanz Einladungen zu Kompositionsseminaren, Meisterkursen und Portraitkonzerten im In- und Ausland, u. a. in Ecuador, Griechenland, Italien, Japan, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Südkorea, Ungarn, Uruguay und Venezuela.
Ur- und Erstaufführungen seiner Werke fanden bei zahlreichen Festivals im In- und Ausland statt, u. a. in Amsterdam (Holland Festival), Berlin (Musikbiennale), Donaueschingen (Donaueschinger Musiktage), Hannover (Tage Neuer Musik), Montepulciano, Saarbrücken (Musik im 21. Jahrhundert), Paris (Festival d’Automne), Straßburg (Musica), Stuttgart (Tage für neue Musik), Venedig (Biennale di Venezia), Warschau (Warschauer Herbst), Weingarten, Wien (Wien modern) und Witten (Tage für neue Kammermusik).