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Ralf Hoyer

Ralf Hoyer – Es bleibt. (Metamorphose 5)

Ralf Hoyer über sein piano piece „Es bleibt. (Metamorphose 5)“:

Es bleibt. Das Werk Beethovens. Aber auch das Es – im Gegensatz zum „Ich“ – wie es 100 Jahre nach Beethoven ein anderer prominenter Wiener Bürger, Sigmund Freud, formuliert hat. Das Es steht ihm für das Unbewußte, das sich unbeirrt seine Bahn bricht. Es führt jedem Künstler die Hand… Aber auch der Ton Es spielt bei Beethoven eine große Rolle, z.B. in den Tonarten Es-Dur oder c-moll der großen Sinfonien, Heroisches oder Tragisches symbolisierend. Wie auch in der „Pathetique“ und anderen Klaviersonaten. So kommt es, daß sich der Ton Es auch in meinem Klavierstück zu Beethoven Es bleibt sehr oft findet. Mal in Akkorden versteckt, mal unerbittlich insistierend, hat schließlich auch ein es das letzte Wort.

Es bleibt ist die 5. Arbeit in meiner Werkreihe der Metamorphosen. Darin spüre ich in ausgewählten Stücken Alter Meister den verborgenen Möglichkeiten nach, so wie ich sie sehe. Ich versuche, ihren Pfaden zu folgen, dann aber anders, weiter zu gehen. Einen ver-rückten Blickwinkel zu finden. Gelegentlich versuche ich auch zu widersprechen. Es entsteht eine Folie, auf der sich das Original abheben kann. Oder ist das Original die Folie?

Wie dem auch sei: ich meine, es gibt viel zu er-hören. Für Kenner und Nichtkenner des Originals gleichermaßen. Ist doch bedingungslose Neugier der beste Weg zur Kunst. Die Arbeit an diesem Stück war mir ein Vergnügen, denn ich habe in die Werkstatt des Meisters geschaut und dort ein wenig „gespielt“.

„Es bleibt. (Metamorphose 5)“ – Aufführungen:

2. Mai 2019 – Uraufführung – Leoninum, Bonn – Susanne Kessel, Klavier

Ralf Hoyer (*1950)

wurde in Berlin geboren. Er studierte Tonmeister an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und arbeitete danach mehrere Jahre als Tonregisseur im VEB Deutsche Schallplatten. Von 1977-1980 war er Meisterschüler für Komposition an der Akademie der Künste bei Ruth Zechlin und Georg Katzer. Seit 1980 arbeitet er freiberuflich als Komponist für Kammermusik, Chor, Orchester, Kammeroper und Elektroakustische Musik. Er erhielt verschiedenen Preise, Stipendien und Arbeitsaufenthalte, zuletzt das Rom-Stipendium der Bundesrepublik Deutschland für die Casa Baldi in Olevano 2015. 2002 war er Mitbegründer des interdisziplinären Kunstfestes „Pyramidale“ im Ausstellungszentrum Pyramide in Berlin-Hellersdorf. Er war Gründungsvorsitzender der Initiative Neue Musik Berlin 1991-1993, Vorsitzender des Berliner Komponistenverbandes 1995-1998, Vorstandsmitglied der Berliner Gesellschaft für Neue Musik 1995-2000 und deren Vorsitzender 2010-2013. Ralf Hoyer erhielt Aufträge von internationalen Festivals, von Theatern und Rundfunkanstalten. Seine Werke wurden in Europa und den USA aufgeführt, u.a. zu den Weltmusiktagen der ISCM in Stuttgart 2006.