Christian Banasik (DE) – "An einen unbekannten Adressaten"
Christian Banasik über sein piano piece „An einen unbekannten Adressaten“:
[Wien, um 1817/18] Beethoven an einen unbekannten Adressaten:
„Bester erstaunlich Gescheidter Hochwohlgebohrner – Wir danken ihnen für den wohl gegebnen und wohl ausgeführten Rath vermittelst der Räder ihrer Erfindungskraft, wir sagen ihnen, daß wir unß sehr wohl dabey befinden – Unser Herz und Seele mögte überströmmen und daher Euer H. W. g. lästig werden, daher schweigen wir ehrfurchtsvoll. Beethoven.“
„Das Stück basiert auf den ersten zwei Takten der Klaviersonate Nr. 1 f-Moll op. 2 (gewidmet Joseph Haydn) – ein Werk, das mich persönlich immer wieder beschäftigt und im Laufe der Studienjahre intensiv begleitet hat. Aus diesem Grund (und gerade in diesem Zusammenhang) sollte es auch die kompositorisch-klangliche Grundlage meiner subjektiven Miniatur-Perspektive zum 250. Geburtstag bilden. Die Komposition stellt eine neu generierte, interpretierende musikalische Begleitung zu einem Brief Beethovens aus dem Jahr 1817/18 dar – einen auf sich sowie das eigene Material bezogenen Dialog.
Beethoven dankt überschwenglich und mit seiner charakteristischen wortspielerischen Art einer ihm nahestehenden aber unbekannten Person für „einen guten Rat“. Es ist auch die heitere, emotionale, aber auch ironische Seite seines Ausdrucks, seiner Formulierungen, die mich an diesem „Sujet“ faszinierte. Der Text des Briefes „an einen unbekannten Adressaten“ liefert eine theatralisch-performative Ebene, die immer deutlich und laut – eher nervös und rhythmisch kurz – auch „überschwenglich“ – aber nie sentimental vorgetragen und verstanden werden sollte.“
„An einen unbekannten Adressaten“ – Aufführungen:
14. Juni 2019 – Uraufführung – Klavierhaus Klavins Bonn – Susanne Kessel, Klavier
Christian Banasik (*1963)
Christian Banasik studierte Komposition bei Günther Becker und Dimitri Terzakis an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf sowie bei Hans Zender an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Computermusik-Seminare bei Klarenz Barlow an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Meisterkurse besuchte er bei Martin Bresnick (USA), Zygmunt Krauze (POL), Vinko Globokar (FRA/SVN) und Joseph Dorfman (ISR). Sein Oeuvre umfaßt Werke für verschiedenste Besetzungen und Elektronik, die bei Konzerten und Rundfunksendungen in zahlreichen europäischen Ländern sowie in Nordund Südamerika, Asien und Australien aufgeführt wurden. Zwischen 1991-93 entwickelte er eine algorithmische Kompositions- software (AFSTS 1) für bild-zeitbezogene Medien. 1994-96 war er Vorsitzender des Fachbereichs Musik der Künstlergilde NRW, 1997-2000 stellvertr. Bundesvorsitzender. Banasik war Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Ensembles „Go Ahead“ für zeitgenössische Musik. Er organisierte und leitete verschiedene Konzertreihen, multimediale Veranstaltungen mit elektroakustischen Werken sowie Hochschulsymposien. 2011 war er Mentor und Kurator beim „Interface“ Sound-Art Festival des Forum Freies Theater (FFT). Banasik lehrt Audiovisuelles Design (Medienkomposition / Sound) an der Hochschule Düsseldorf / Peter Behrens School of Arts und ist Mitglied des Instituts bild.medien (künstlerisch-wissenschaftliche Forschung für interaktive Kommunikation) an der HSD. Darüber hinaus leitet er das Studio für Elektronische Musik sowie der Kompositionsklasse für Computermusik an der Clara-Schumann-Musikschule Düsseldorf. Vorträge, Seminare sowie Präsentationen führt er an verschiedenen Hochschulen und Universitäten durch. Neben live-elektronischen Kompositionen, Kammermusik und Musiktheater produzierte Banasik auch computergestützte fixed media Werke, Hörspiele, Videoinstallationen, Tanztheater- und Filmmusiken.